HR-Storytelling: HR, schreib Geschichte!

von Christoph Jordi

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HR-Verantwortliche sind es gewohnt, Kandidaten zu durchleuchten, kritische Fragen zu stellen und deren „Geschichte“ zu evaluieren. Wird HR aber nach seiner eigenen Daseinsberechtigung gefragt, folgt oft Stille. Danach folgt meist eine 25-seitige PowerPoint-Präsentation über Mission, Strategie und Ziele. Gibt’s das auch in kurz, knackig und authentisch? Nein? Wir zeigen, was deine „Geschichte“ braucht, um Zuhörer in den Bann zu ziehen.

Bist du bei einer Präsentation auch schon fast vom Stuhl gefallen, weil es so langweilig war? Es ist keine Kunst, ein spannendes Thema trocken zu legen. Meist genügen ein paar vollgeschriebene PowerPoint-Folien. Dann noch ein Referent, der damit beginnt, dass er sich kurz halten wolle und bei jeder zweiten Folie betont, dass diese gar nicht so wichtig sei.
Doch auch das Gegenteil haben wir schon erlebt: Ein Thema, wie es trockener nicht sein könnte – und trotzdem schafft es der Referent, jeden einzelnen seiner Zuhörer an seine Geschichte zu fesseln. Aber sieh‘ selbst:

Undankbare Themen, die HR-Leute vermitteln müssen, sind also keine Ausrede für trockene Vorträge. Mit einigen Kniffen kannst Du spannende Geschichten erzählen – so komplex die Themen auf den ersten Blick auch wirken mögen. Denn das Kreativsein gehört heute zu den Top Skills von HR-Verantwortlichen. Und so geht HR-Storytelling:

1. Denk an dein Publikum

Bevor du deine Geschichte entwirfst, halte dir dein Zielpublikum vor Augen. Ist es der CEO? Ist es das Management-Team? Das globale HR-Führungsteam? Die neuen Mitarbeitenden? Versuche, die Geschichte in der Sprache deines Publikums zu erzählen.

2. Lerne von erfahrenen Geschichtenerzählern

Der Journalismus erzählt tagtäglich Geschichten. Journalistische Meldungen müssen dabei komplexe Informationen packend, schnell und in wenig Zeichen auf den Punkt bringen. Eine journalistische Regel lautet deshalb: „Beantworte die W-Fragen“. Daran kannst auch du dich orientieren. Die wichtigsten W-Fragen sind „Warum?“, „Was?“ und „Wie?“. Gliedere deine Geschichte anhand dieser Fragen in drei Teile – ein weiterer journalistischer Trick, um Geschichten Struktur zu geben.

3. Beziehe Dich auf die Aktualität

Eine packende HR-Geschichte orientiert sich an aktuellen Geschäftsthemen. Achtung: Geschäftsthema ist nicht gleich HR-Thema. Auch das brennendste HR-Thema soll mit einem Geschäftsthema verknüpft werden. Beispiel: Talentemangel ist kein Geschäftsthema. Die Frage „Wie können wir in Asien wachsen?“ hingegen schon. Weil wir in Asien wachsen wollen (und es in dieser Region wachsende Nachfrage nach unserem Angebot gibt), brauchen wir in Asien mehr Talente. Wie finden wir sie?

4. Überzeuge mit Fakten und Details

Die meisten Zuhörer mögen Fakten und Details. „In den kommenden fünf Jahren müssen wir 1000 neue Ingenieure in China und Malaysia rekrutieren“ klingt überzeugender als „Wir müssen viele Ingenieure in Asian rekrutieren“. Übertreibe es aber nicht: Zu viele Fakten machen deine Geschichte langatmig. Nimm Fakten, die man sich einfach merken kann.

5. Beispiele, Beispiele, Beispiele

Illustriere deine Geschichte mit Beispielen: „Letztes Jahr rekrutierten wir 200 junge Ingenieure in China. Ein Jahr darauf waren schon 49 Kündigungen auf dem Tisch. Eine davon kam von David Chang. Mit ihm habe ich mich letzte Woche an einen Tisch gesetzt und diskutiert. David studierte in Grossbritannien und in den USA, bevor er zurück nach China kam, um für uns zu arbeiten. Als Hauptgrund für seinen Abgang gab er an, dass die Karrieremöglichkeiten in unserem Unternehmen sehr unklar seien. Er wechselte zu einem Konkurrenzunternehmen, das ihm ein internationales Praktikum anbot.“

6. Stell dir die Zukunft vor

Stell dir eine verlockende Zukunft vor. „Wenn wir da investieren, wo es nötig ist, wird unsere Führungsakademie in Asien 500 Jungtalente pro Jahr ausbilden können.“

7. No Bullshit-Bingo im HR-Storytelling

Kompetenzrahmen, Blueprint, Policy, Strategieszenario, War for Talent, ganzheitlicher Ansatz. Fühlst du dich zuhause bei solchen Begriffen? Dann zieh sofort aus! Sie gehören ins Bullshit-Bingo-Haus – nicht in deine packende HR-Geschichte.

8. Halte die Geschichte kurz

Langatmigkeit und HR kommen gerne im gleichen Satz. Überrasche deine Zuhörer und erzähle deine Geschichte kurz und knackig. TED Talks dauern maximal 18 Minuten. Gute Erzähler verpacken eine Geschichte sogar in weniger Zeit.

Falls du den TED Talk gesehen hast und nun das andere Video suchst – hier ist „The Conference Call“:

9. HR-Storytelling lebt von gehaltvollen Bildern

Deine Geschichte ohne Illustrationen zu erzählen, kann einen kraftvollen Effekt haben. Doch auch Bilder haben Kraft. Wenn du sie nutzen willst, gib dir Mühe beim Design der Grafiken. Informative Bilder mit einem Mehrwert für den Zuhörer machen deine Geschichte stark.

Fazit

Menschen wollen Geschichten hören. Überzeugende, kurze und knackige Geschichten. Geschichten, die mit Fakten und Beispielen belegt werden, die die wichtigsten Fragen des Zuhörers beantworten und bei denen Inhalte im Mittelpunkt stehen. Das gilt erst recht, wenn das HR-Ziele, Aufgaben, Mission und Existenzberechtigung vermitteln möchte. Denn: Je komplexer ein Thema, umso einfacher muss es gehalten werden. Je trockener ein Inhalt, umso spannender muss er erzählt werden. Und je grösser die Versuchung, mit Fachbegriffen um sich zu werfen, umso eher gilt es, ihr zu widerstehen. HR ist ein komplexes Thema. Seine Inhalte sind meist nicht sonderlich prickelnd und Fachbegriffe werden gerne exzessiv genutzt – umso mehr braucht es HR-Storytelling.

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