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Generation Z – eine Stellungnahme zum Bürogeflüster

Generation Z - | DoDifferent

von Michelle Benz

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Die Generation Z – sie will alles, nur nicht arbeiten. Das ist nur eines der Vorurteile unter vielen, mit denen die «Gen Z» zu kämpfen hat. Jedes Mal mit einem Hauch an missbilligender Kritik. Zu Unrecht! Jetzt spreche ich aus der Sicht einer waschechten Gen Z-lerin und teile meine Einschätzungen für Arbeitgebende.

Die Generation Z ist ein Thema, das vor allem im HR heiss diskutiert wird. Es ist die Rede von den Jungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Jahrgänge zwischen 1995 und 2010 – je nach Definition. In den HR- und Arbeitswelt-Trends 2023 von Christoph Jordi belegte die Gen Z sogar den ersten Platz. Dort haben wir gelesen, dass die Generation Z alles will, klare Forderungen stellt und dann nach kurzer Zeit doch schon wieder etwas Neues braucht. Es ist kein Geheimnis, dass die Generation Z wild mit Vorurteilen beworfen wird. Meist sehr negativ. Witzig ist, dass diese verallgemeinerte Schubladisierung vor allem von Personen gemacht wird, die weit weg von «unserer» Generation sind. Darum nehme ich jetzt mal Stellung zu meinen liebsten Stigmen und gebe Aufschluss darüber, wie Arbeitgebende diese zu ihrem Vorteil nutzen können.

Generation Z – die, die ständig online sind

Uns wird zugeschrieben, dass wir ständig am «Handy» sind, sich unser Leben auf Social Media abspielt (anstatt in der realen Welt) und wir kaum mehr auf ein Smartphone verzichten können. Das ist wohl wahr. Aber Hand aufs Herz: Wer kann sich denn heute ein Leben ohne Smartphone noch vorstellen?

Die Generation Z ist in einer digitalen Welt aufgewachsen, pflegt virtuelle Freundschaften aus aller Welt und ist gefühlt rund um die Uhr vernetzt. Was einerseits passiv und realitätsfremd wirken mag, eröffnet jungen Menschen aber auch ganz neue Möglichkeiten. Sie sind in der Lage, sich innert kürzester Zeit Unmengen an Informationen zu beschaffen, diese miteinander zu vergleichen und kritisch zu hinterfragen. Dies erweitert ihre Perspektiven, sie werden kreativer, weltoffener und lernen, «out of the box» zu denken. Ausserdem sind junge Menschen digital wie analog hoch versiert, wissbegierig und innovativ – was auch schon manch Jungunternehmende zum Durchbruch verholfen hat.

Was das für Arbeitgebende bedeutet: Wer diese Fähigkeiten zu schätzen weiss und der Generation Z den notwendigen Raum gibt, kann von ihrer Kreativität und Innovationskraft profitieren. Ausserdem haben sie ältere Generationen – was die Technik betrifft – schon längst überholt. Mensch kann also auch von ihnen etwas lernen. Bei uns im Office läuft das zum Beispiel so: Meine Arbeitskollegin gibt mir ihr Fachwissen weiter, damit ich mich in meinem Tätigkeitsgebiet weiterentwickeln und immer mehr Verantwortung übernehmen kann. Sie dagegen kommt auf mich zu, wenn der Laptop mal wieder verrückt spielt oder der Beamer nicht anspringen will.

Generation Z – die, die nicht arbeiten wollen

„Die Generation Z weiss um 4 Uhr nicht mehr, bei welchem Arbeitgeber sie arbeitet“. Sprüche dieser Art höre ich immer wieder im Berufsalltag. Junge Menschen scheinen nicht mehr arbeiten zu wollen, entfremden sich immer mehr von ihren Arbeitgebenden und sind faul. Das mag auf einige zutreffen – dieses Phänomen gabs schliesslich auch schon in den Generationen zuvor. Zudem ist es nichts Neues, dass ältere und jüngere Menschen verschiedene Ansichten haben.

So meint Progress Professional-Profi, Boris Kasper, in einem Beitrag über die Gen Z zum Beispiel: „Sie lebt nicht, um zu arbeiten, sondern arbeitet, um sich das Leben leisten zu können, das sie sich wünscht.“ Die Arbeit als Mittel zum Zweck also. Trifft meiner Meinung nicht auf unsere Generation zu. Uns ist es sehr wohl wichtig, einer Arbeit nachzugehen, die uns Spass macht und uns erfüllt. Dabei sind viele von uns sehr ambitioniert und wollen sich im Beruf auch weiterentwickeln. Nur haben Freizeit, Wünsche und Träume einen anderen Stellenwert für uns. Von der Generation Y haben wir nämlich gelernt, dass die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben zu einem «ständig verfügbar» sein führt. Und das ist nicht in unserem Sinne. Heisst aber nicht, dass wir weniger leistungsbereit sind. Wir haben einfach gelernt, Grenzen zu setzen, auf unsere (mentale) Gesundheit zu achten und unseren Träumen Raum zu geben, um uns selbst zu verwirklichen – auch abseits der Arbeit.

Was das für Arbeitgebende bedeutet: Die Generation Z strebt nach lösungsorientierten Abläufen und funktionierenden Prozessen, damit keine wertvolle Zeit verplempert wird. Ausserdem wollen wir ein greifbares Ziel vor Augen haben, damit unsere Arbeit einen Sinn ergibt und wir nicht ins Leere laufen. Anstatt uns mit langwierigen Routinen (die nur aufwändig sind und doch zu nichts führen) herumzuschlagen, wollen wir unsere Zeit lieber dafür nutzen, aktiv neue Ideen einzubringen und unser Unternehmen sowie die Arbeitswelt 4.0 mit innovativen Lösungen voranzutreiben. Wer etwas von uns will, muss uns vom Sinn überzeugen und uns respektvoll und wertschätzend gegenübertreten. Wir wollen gehört und ernst genommen werden. Und nicht für unser «anders ticken» belächelt werden. Gibt man uns Verantwortung, so sind wir motiviert, gute Leistung zu erbringen. Denn es gibt uns ein Gefühl von Mitsprache und Zugehörigkeit.

Generation Z – die, die fordern

Emma, 23, Projektleiterin in einem Grossunternehmen. Sie will statt 5 lieber 7 Wochen Ferien. Kompensieren tut sie es ganz einfach mit einem Arbeitspensum von 70%, wobei sie sogar jede zweite Woche zusätzlichen noch einen freien Tag hat. Und wenn sie dann noch für 1-2 Monate eine Workation in Bali einlegen kann – ein absoluter Jackpot! Was für einige von uns wie Musik in den Ohren klingt, ist für andere eine Vielzahl an ungerechtfertigten Anforderungen, die utopisch sind und eindeutig eine Grenze überschreiten.

Unsere Generation ist in einem Umfeld aufgewachsen, das uns viele Möglichkeiten auf dem Silbertablett servierte. So hatten viele von uns Raum und meist auch die notwendige Unterstützung, sich auszuprobieren und zu entfalten. Wir haben gelernt, uns zu wehren und durchzusetzen, was wohl der Ursprung unseres grossen Selbstbewusstseins ist. Hinzu kommt die brenzlige Situation auf dem Arbeitsmarkt: Die Baby Boomers (Jahrgänge zwischen 1945 und 1964) erreichen das Rentenalter. Dies hinterlässt eine erkennbare Lücke auf dem Arbeitsmarkt und stellt Arbeitgebende vor grosse Herausforderungen. Der steigende Fachkräftemangel unterstützt diese Entwicklung zusätzlich negativ. Unternehmen sind auf die jungen Menschen angewiesen und kommen nicht daran vorbei, sich ihren Bedürfnissen anzunehmen, um sie als Arbeitskräfte zu gewinnen. Diese Situation nutzen wir, um die Arbeitswelt zu revolutionieren.

Was das für Arbeitgebende bedeutet: Die Arbeitswelt ist im Wandel. Die Anforderungen verändern sich. Unternehmen müssen offen sein und auf den Zug aufspringen, wenn sie am Ball bleiben und die guten Leute für sich gewinnen wollen. Warum also nicht die Chance packen und auch der Arbeitswelt 4.0 einen neuen Anstrich geben? Wer glaubt, die Generation Z nur durch finanzielle Mittel zu gewinnen, verliert. Der Lohn als Hauptargument reicht schon lange nicht mehr aus. Wir wünschen uns neue Arbeitsmodelle, die es uns erlauben, unseren Arbeitsalltag flexibel zu gestalten. Wir möchten abseits der Arbeit Raum haben, uns selbst zu verwirklichen. Machthungrige Chefs, die rumkommandieren und glauben, uns wie ferngesteuert leiten zu können, imponieren uns nicht. Wir wollen auf Augenhöhe geführt und sinnvoll befähigt werden, unsere Kompetenzen auszubauen. Wir brauchen nicht die Karriereleiter zu erklimmen, vielmehr wollen wir effiziente Arbeitsstrukturen (ohne zeitintensive Leerläufe) und horizontale Entwicklungsmöglichkeiten, um stetig Neues zu lernen und uns Expertenwissen anzueignen. Wir wollen gefordert und eingebunden werden und das Gefühl bekommen, Teil von etwas Sinnvollem und Grossen zu sein. Wer das nicht begreift, vergibt nicht nur wertvolle Chancen und Ressourcen, sondern läuft auch die Gefahr, dass wir uns anderswo eine Herausforderung suchen, die unseren Werten und Bedürfnissen gerecht wird.

Generation Z – die, die polarisieren

Was die Generation Z betrifft, gibt es viele Kontroversen. Es gibt einige bekannte Sprachrohre, die der Generation Z keinen Gefallen tun. Es entsteht der Eindruck, dass sich die Gen Z überall in den Vordergrund stellen will und am liebsten Ego-Talk betreibt. Aber Meinungsführende auf LinkedIn & Co. gibt es in allen Generationen. Und nur weil es einige laute Stimmen gibt, heisst das noch lange nicht, dass sie richtig liegen.

Die Online-Medien spielen heute eine wichtige Rolle und beeinflussen uns enorm. Tagtäglich sehen wir Menschen, die um die Welt reisen, Villen bauen oder den ganzen Tag mit «zocken» verbringen UND dabei auch noch Geld verdienen. Dies führt einerseits dazu, dass wir denselben Lifestyle anstreben, löst aber andererseits auch Druck und negative Gefühle aus wie Neid, Angst und Selbstzweifel. Wir vergleichen uns ständig mit dem Rest der Welt. Wir werden gezwungen, Dinge zu hinterfragen und zu erkennen, was wirklich ist oder nur einem Social-Media-Filter entspricht. Dadurch werden wir wachsamer und feinfühliger – «woke», wie wir es nennen. Und das in Bezug auf soziale oder ökologische Themen sowie strukturelle und politische Missstände.

Was das für Arbeitgebende bedeutet: Wir wollen ECHT. Wir wollen uns so geben können, wie wir wirklich sind und dafür akzeptiert werden. Wir denken realistisch, sind aber dennoch offen, flexibel und innovativ und daran interessiert, das Gute noch Besser zu machen. Wir wollen Fairness – sei dies geschlechtlicher, sexueller, nationaler oder geistiger Natur. Dies soll sich auch in der Unternehmenskultur widerspiegeln. Viva die bunte Vielfalt! Wer ausgrenzt und diskriminiert, hat bei uns verloren.

Fazit – ein Appell einer Gen Z-lerin

Es mag sich anhören, als wäre es ganz schön schwierig, unsere Generation zu verstehen. Aber eigentlich ist es doch ganz einfach: Anstatt sich Tipps und Tricks von LinkedIn-Speakers zu holen und sich dann darüber zu beschweren, wie kompliziert und gierig die Generation Z ist, einfach mal das Gespräch mit den Gen Z-ler:innen des eigenen Unternehmens suchen. Nachfragen, zuhören und die individuellen Bedürfnisse abholen. Ihr werdet sehen, es gibt kein Pauschal-Rezept über alle Generationen hinweg, aber es wird möglich sein, Kompromisse einzugehen. Wir sind im 21. Jahrhundert angekommen und es ist an der Zeit, starre Strukturen aufzuheben und Raum für Neues zu schaffen. Die «Moderne» darf auch im Berufsalltag einen Platz haben. Also: Gebt euch einen Ruck und sucht den Kontakt zur neuen Generation. Es lohnt sich!

Über die Autorin

Michelle Benz - DoDifferent
Michelle ist seit Juli 2022 als neugierige Allrounderin bei DoD!fferent mit an Board. Sie ist Projektleiterin von Employer Branding Projekten sowie zuständig für Kommunikation, Marketing, Events und Office Management. Ihre Passion für Employer Branding entdeckte sie während ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern, bei welcher sie ein eigenständiges Employer Branding Projekt durchgeführt hat. Durch ihre vielseitigen Arbeitstätigkeiten in verschiedenen Bereichen wie Marketing, Kommunikation, Immobilien, HR Management und Unternehmensstrategie konnte sie sich bereits einiges an Fachwissen aneignen, welches sie nun bei uns einbringen und vertiefen wird. Michelle ist sehr wissensbegierig, immer offen, Neues zu lernen und engagiert sich auch ausserhalb von Job und Studium gerne für persönliche Herzensprojekte. Ihre Balance findet sie beim Sport, in ihrer Yoga Practice und in der Natur – oder auf Reisen beim Wellenreiten und Kulturen entdecken.

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