Unternehmenskulturhomeoffice für immer büro der zukunft

Wie sieht dein Büro der Zukunft aus?

homeoffice für immer büro der zukunft

von Nicole Ferrari

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Durch Corona haben viele von uns die Ursprungsfunktion unseres Zuhauses wieder bewusst wahrgenommen. Ein sicherer Ort, an dem wir uns geborgen fühlen. Neu ist das aber nicht. Was bedeutet der Homeoffice-Shift im Hinblick auf das Büro der Zukunft?

Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich das soziale Leben, das Arbeitsleben und das Privatleben an einem Ort vereinen. Plötzlich verbringen wir den grössten Teil unserer Zeit in unseren eigenen vier Wänden. Zuhause fühlen wir uns sicher von der viralen Gefahr draussen. So hat sich Homeoffice für viele zur Lebensform des Jahres 2020 etabliert. Was erstaunt: Das ist gar nicht so neu. Heimarbeit war besonders in der schweizerischen Textilindustrie bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts für viele Familien Realität. Dabei wird Heimarbeit definiert als Produktionsform, bei der die Arbeitskräfte ihre Tätigkeit zuhause verrichten. Besonders für Bauern oder Handwerker im Raum Appenzell, Glarus und St. Gallen war das ein wichtiger Nebenverdienst. Der Vater hatte beispielsweise am Heimwebstuhl gearbeitet, während die Mutter an der Stickmaschine werkte und Kinder im selben Raum spielten. Oft haben auch die Grosseltern in denselben Räumlichkeiten gelebt. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts verschwand diese Heimindustrie grösstenteils durch die fortschreitende Industrialisierung. Ganz verschwunden ist sie aber nie. So wurde zuletzt 1981 ein neues Heimarbeitsgesetz verabschiedet, dass die Stellung der Heimarbeiterinnen verbesserte. Und nun, 2020, sind wir durch Corona und viele Tätigkeiten, die an digitalen Maschinen, also Computern, ausgeführt werden, eigentlich wieder beim Alten.

Homeoffice: Arbeitgeber zahlt Büro

Aus Heimarbeit wurde also einfach Homeoffice. Die Vorteile sind klar. Kein mühsames Pendeln, keine Geschäftsreisen, (bald) keine teuren Office-Mieten mehr. Die eigene Ausstattung zuhause wird plötzlich viel wichtiger. Wir stellen uns Fragen. Wo fühle ich mich wohl? Erfüllen meine Räumlichkeiten die Anforderungen ans mobile Arbeiten? Müssen neue Räume hinzugemietet werden? Grosse Firmen machen es vor: Google beteiligt sich mit 1000 Dollars an der Büroausstattung zuhause – das deckt einen Teil der Miete oder anderer Kosten ab. Der CEO von Google, Sundar Pichai, hält trotzdem an dem Google Campus fest und betont, dass der Fokus auf Kollaboration und Zusammenarbeit liegt. In der Schweiz hat die AXA Anfang September als erste grosse Schweizer Firma einen Schritt in dieselbe Richtung gemacht: Sie offerieren allen Mitarbeitenden CHF 200 pro Jahr, um sich zuhause einzurichten. Das zahlt kaum einen Schreibtisch, ist aber ein wegweisendes Zeichen.

Byebye Open Office, Hallo Kulturtempel

Wenige wollen zurück in ein Grossraumbüro. Wenn wir die Arbeit digital erledigen und im Büro Distanz halten müssen, können wir genauso so gut zuhause bleiben und uns sicher wähnen. In der Sendung ECO zu Homeoffice ist das Fazit klar – in Zukunft wird rund 15% weniger Bürofläche gebraucht. Firmen sollten nun klären, welche Funktionen ein Arbeitsplatz erfüllen soll, und diesen danach ausrichten. Das bedeutet nicht nur eine Reduktion der Fläche, sondern auch eine andere Nutzung. Eine befreundete Facility Managerin betont, dass das Büro der Zukunft viele Austauschmöglichkeiten bieten soll – mit Projekt- und Meetingräumen, aber auch Möglichkeiten zu konzentriertem Arbeiten. Wenn die Mitarbeitenden ins Büro kommen, soll ein breites Angebot für verschiedene Arbeitsformen bestehen. Dazu soll das Büro viel mehr zum Begegnungsort werden. Dazu gibt es Social Areas mit Lounges oder ein Yogaraum, damit sich Mitarbeitende auch ausserhalb der Arbeit treffen können. Das sind grosse Chancen für die Unternehmenskultur. Das Headquarter bald als Kulturtempel? Büros sollen ausserdem technisch ausgestattet sein für hybride Meetings, von denen es in Zukunft ohne Frage mehr geben wird.

Die Arbeit verschiebt sich aufs Land

Remote working heisst nicht nur, von zuhause aus arbeiten – sondern von überall aus. Und das muss nicht nur in der Stadt oder Agglomeration sein. Durch das wegfallende Pendeln kann man weiter entfernt vom Arbeitsort leben. Gehen wir davon aus, dass viele Firmen Homeoffice fortführen und Mitarbeitende nur noch 2-3 Tage pro Woche ins Büro gehen, sind grüne Felder und schneebedeckte Berge als Wohnort plötzlich viel attraktiver. Urbanisierung – quo vadis? Für Arbeitnehmer ergeben sich dadurch viele neue Möglichkeiten. Die Jobauswahl gestaltet sich viel flexibler. Das sind durchaus Aspekte, die auch Employer Branding wieder ins Zentrum rücken, denn so ist der Talentemarkt plötzlich viel breiter. Gleichzeitig haben viele Städtebewohner während Corona festgestellt, dass sie den sozialen Gemeinschaftsaspekt vermissen oder wiederentdecken. So haben sich viele durch Freiwilligeneinsätze wie Einkäufe oder Hunde ausführen Kontakte in der Nachbarschaft geknüpft (übrigens auch wir im DoDifferent-Team).

Co-Working neu gedacht

Andersherum denken vielleicht Personen in Einzelhaushalten nun über gemeinsames Wohnen und Co-Living nach. Diesem Trend folgt das schwedische Co-Working-Modell Hoffice. Entstanden ist die Idee durch einen schwedischen Psychologen, der 2013 an seiner Masterarbeit schrieb und nicht vorwärtskam. Daraufhin lud er spontan seine Freunde ein, um mit ihm zusammenzuarbeiten und so produktiver zu sein. Die Idee, sein zuhause mit anderen Leuten zu teilen, um gemeinsam zu arbeiten, fand Anklang. Eine Art AirBnB für Arbeit. So gibt es mittlerweile 120 Hoffice-Gruppen von Sao Paolo bis Helsinki – davon auch eine in Zürich. Mit erst 30 Mitgliedern muss sich die Idee noch etablieren. Falls du schon dazugehörst, freuen wir uns über deine Insights.

Viele Firmen beginnen damit, ihren Space anders zu nutzen und anderen zugänglich zu machen. Neue Co-Working Spaces finden sich überall: in Zürich haben die ZKB und neu die CS gratis Space zur Verfügung gestellt. Die Schweizer Textilfachschule hat in Zusammenarbeit mit HAY modernen Co-Working Spaces geschaffen, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Noch weiter geht Tadah, der erste Co-Working Space mit integrierter Kinderbetreuung, der besonders während Corona grossen Zulauf erhalten hat.

Büros der Zukunft sind grüner

Wer den ganzen Tag online ist und von einem virtuellen Meeting ins nächste rennt, kennt bestimmt das Gefühl: Man will danach einfach nur raus in die Natur, frische Luft atmen, Bäume sehen und riechen. Je mehr wir digital arbeiten, umso grösser wird das Bedürfnis nach natürlichen Umgebungen. So ist nicht nur in den Kantinen mittlerweile gesundes und pflanzliches Essen zu finden, sondern auch die Anzahl an Grünpflanzen im Büro hat in den letzten Jahren zugenommen. Das Google Campus in Zürich hat sogar einen sogenannten Urban Jungle – Meeting Room. Andere Firmen haben angefangen, Urban Farming Kurse für ihre Mitarbeitenden anzubieten. Ein Trend, der in Slowenien zum Standard geworden ist, sind Bienenvölker auf Firmendächern. Gemäss Brand eins führt der globale Trend an urbaner Imkerei soweit, dass Städte wie London oder Paris sich sorgen, sie könnten zu wenig Grünfläche für alle Bienen haben. Einerseits eine tolle PR-Aktion für Firmen, andererseits etwas wirklich Gutes für die Umwelt. Die Mitarbeitenden lernen etwas Neues und bringen Achtsamkeit oder neue, übertragbare Skills in den Arbeitsalltag. Bereits in der Schweiz gibt es erste Start Ups, die Bienenvölker an Firmen ausleihen. Der daraus gewonnene Ertrag in Form von Honig macht sich dann als schönes Weihnachtsgeschenk.

Fazit zum Homeoffice

Auf den ersten Blick schafft Homeoffice Unsicherheit und stellt unsere bisherige Arbeitswelt in Frage. Ich habe das Gefühl, dass wir durch Corona unseren Bedarf nach Gemeinschaft wiederentdeckt haben. Und das können sich Firmen zu Nutze machen, indem sie sich in Zukunft vielmehr auf die Kultur ausrichten. Mit Erlebnissen und Büroräumlichkeiten als Begegnungsorten. So findet schlussendlich auch für uns als Gesellschaft gerade im Hinblick auf New Work durchaus eine positive Entwicklung statt.

Was meinst du? Bin ich zu optimistisch? Freue mich auf dein Feedback hier im Kommentarfeld, via Mail oder bei einem Kaffee im D! Büro in Wiedikon.

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