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Anders wird gut! Reflexionen über New Work & New Leadership

New Work

von Saskia Baer

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Digitalisierung und Demografischer Wandel werden unsere Arbeitswelten in den kommenden Jahrzehnten beeinflussen wie kaum ein anderer Trend. Corona hat die Türe hin zu New Work ein Stück weit aufgestossen, doch wer meint, das Ganze ist ein Selbstläufer, der ist auf dem Holzweg.

Die Digitalisierung zwingt Unternehmen dazu, Form und Struktur zu verändern oder zumindest zu hinterfragen:

Für mehr Netzwerk,
für mehr Mitmachen,
für mehr Wir-Kultur,
für mehr begeisterte Kund:innen,
für mehr Resilienz,
für mehr Sinn,
für glückliche Mitarbeiter:innen.

Zugegeben, dies klingt nach einer womöglich überromantisierten Vorstellung des Soll-Zustands zukünftiger Arbeitswelten. Aber die genannten Attribute gehen eben auch erwiesenermassen mit mehr Effizienz, Verantwortungsbewusstsein und Erfolg einher. Nur durch die Veränderung in Richtung neuer, teambasierter Arbeitsweisen können Organisationen der Komplexität unserer digitalen Zeit Stand halten.

Unsere alten Arbeitssysteme sind geprägt von Hierarchie, Macht, Gegeneinander, Bürokratie, Effizienzstreben und Profit. Höher, schneller, weiter. Im digitalen Zeitalter sind all die Unternehmen, die den Schuss nicht gehört haben, damit ziemlich an die Wand geknallt – oder sie haben es noch vor sich.

Von B bis Z

Kommt dazu, dass eine New Work Culture immer wichtiger für die Attraktivität von Unternehmen wird – und dies nicht nur in Bezug auf die jüngeren (potentiellen) Mitarbeiter:innen, wie man vielleicht im ersten Moment meinen könnte. Nein, das Bedürfnis nach einer Kultur, die neue Arbeitsformen trägt, zieht sich durch alle Generationen – von den Baby-Boomers, die bald pensioniert werden, über die Generationen X und Y, bis hin zur Generation Z (geboren ab 1996).

Und was treibt Mitarbeiter:innen weg von Unternehmen? Schauen wir uns doch die Ergebnisse der aktuellen TOP JOB-Trendstudie 2021 des IFPM der Universität St. Gallen an, bei der 9000 Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Unternehmen befragt wurden. Kurz: Es ist eine Kultur, die durch Resignation geprägt ist, durch Altersdiskriminierung und das Gefühl, keine Entscheidungen treffen zu können. Da haben wir’s!

Neue Arbeitswelten für alle

Stellen wir diese Erkenntnisse in den Kontext des demographischen Wandels, wird es richtig spannend. Wie wir länger leben und gleichzeitig länger jung bleiben und vor allem wie wir anders länger arbeiten können, wird uns in Zukunft massiv beschäftigen! Über die Hälfte der heute 20-Jährigen kann sich auf ihren 100-Jährigen Geburtstag einstellen. Das ist krass und bringt unausweichlich die Frage mit sich, wie der Rucksack für diese lange Reise mit anderem Proviant, als demjenigen unserer Eltern, gefüllt werden kann.

Die Generation Y packt ihren Rucksack bereits heute mit einer dynamischen Mischung aus Arbeit, (Weiter-)Bildung, Familienzeit und Re-Kreation und fordert ziemlich erfolgreich Veränderungen in Unternehmen und Politik ein. Das liegt aber vor allem auch daran, dass sie zu den raren, begehrten Nachwuchs-Jahrgängen im War of Talents gehören. Wie können aber alle Generationen, vor allem die heutigen über 50-Jährigen mitgestalten, Selbstwirksamkeit und Kooperation erfahren, sich weiterentwickeln und beweglich bleiben? Wie können wir eine Arbeitswelt gestalten, in der in jeder Lebensphase alles möglich ist?

Auf zur Tanke

Arbeitswelten mit Lern- und Entwicklungspotential, Rotationen in Projekten, Erwerb ganz neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten, Bildungstankstellen für Neustarts und berufliche Umstiege, Eltern- und Enkelzeit, Care-Arbeit für nahe Menschen, ehrenamtliche Engagements, Auslandeinsätze, Promotionen mit 90!, ein offener Arbeitsmarkt auch für Siebzigjährige. Ich war ganz inspiriert vom Interview mit Elisabeth Michel-Alder, die diese Impulse aus ihrem Buch «Länger leben – anders arbeiten» aufwirft und diskutiert. Wow – da liegt noch viel Arbeit vor uns und gleichzeitig so viel Neugier, Dynamik und Potential! Möchtest du da tiefer eintauchen? Dann begebe dich mit meinem Kollegen Mischa Stähli auf die Zeitreise «Demografischer Wandel».

Seid mutig!

Zurück ins Heute. Handlungsdruck besteht schon seit vielen Jahren. Nun könnte man meinen, durch Corona hätten die Unternehmen den Wandel hin zu flexiblem und mobilem Arbeiten quasi automatisch durchlaufen. Doch Zwangs-Homeoffice ist nicht New Work. Genauso wenig wie Zwangs-Präsenz, die wir vorher noch vielfach gesehen haben. Es fehlt an Wahlfreiheit und Flexibilität – zwei essenziellen Zutaten.

Deswegen: Weitermachen, dranbleiben. Und für die, die sich noch komfortabel in ihrer starren Pyramide fühlen: Loslegen! Seid mutig und nutzt dieses einmalige, magische Zeitfenster für Aufbruch, das die Corona-Situation mit sich bringt. Denn die Pandemie hat die Zusammenarbeit für viele Menschen und Unternehmen zweifelsohne verändert. Remote Work ist endgültig im Mainstream angekommen und wird unsere Arbeitswelt definitiv nachhaltig beeinflussen: Mit virtuellen Meetings, digitaler Kommunikation und dem Arbeiten vom Berghütten-Büro aus, im Schneidersitz am Fluss oder eben dann, wenn die Kiddies im Bett sind.

Vom Micromanager zum Enabler

Diesen Geschmack von Work-Life-Blending durften viele von uns erleben. Statt einer perfekten Aufteilung der Zeit zwischen Job und Freizeit kann man flexibel auf private Umstände reagieren, selbstbestimmt arbeiten und damit produktiver sein. Das mussten auch viele Führungskräfte feststellen, die anfangs – oder vielleicht auch etwas länger – um die Produktivität ihrer Mitarbeiter:innen gebangt haben. Es funktioniert. Unglaublich. Die Mitarbeiter:innen engagieren sich auch so (ohne mich, den Micromanager), oft sogar viel mehr. Diese neuen Erfahrungen ermutigen viele Unternehmen, New Work nun ernsthaft anzugehen. Yes!

Über die Autorin

Dr. Saskia Baer, HR Learning Professional, Organisationsentwicklerin, systemischer Coach, Lean Change Agent und Beraterin begleitet Menschen und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Freude, Sinn und Nutzen in der Arbeitswelt. Ihre Schwerpunktthemen sind HR Transformation, agile Personalentwicklung, neue Formen der Zusammenarbeit und zukunftsfähige Führung. Mit viel Erfahrung in leitenden (HR-)Corporate Funktionen, im Consulting und einer Promotion an der HSG bringt sie so einiges mit, um Organisationen auf das nächste Level zu bringen.

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