UnternehmenskulturSelbststeuerung im Team durch Reflexion psychologische Sicherheit

1x Balkonplatz für Psychologische Sicherheit

Selbststeuerung im Team durch Reflexion psychologische Sicherheit

von Teresa Mele

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Wer gut tanzen will, muss zwischendurch auf dem Balkon verweilen können. Denn der Perspektivenwechsel hilft, um das Geschehen auf der Tanzfläche besser zu verstehen. Das gilt auch für die Zusammenarbeit im Team.

Wollen wir als Team erfolgreich sein, so sind wir verantwortlich dafür, dass wir an unserer psychologischen Sicherheit im Team arbeiten. „Dranbleiben“ lautet die Devise! Was psychologische Sicherheit ist und welche Aspekte sie beinhaltet, findet ihr im Blog zu Psychologischer Sicherheit. Heute möchte ich euch einladen, auf dem Balkon Platz zu nehmen und die Party von dieser Perspektive aus zu geniessen.

Perspektivenwechsel mit dem «Tanzfläche und Balkon-Modell»

Ronald Heifetz bezeichnet die Zusammenarbeit im Team als gemeinsamer Tanz. Er erläutert das Prinzip der Meta-Reflexion anschaulich mit dem „Tanzfläche und Balkon-Modell“: Wenn wir zusammenarbeiten, befinden wir uns auf der Tanzfläche. Dabei widmen wir die meiste Aufmerksamkeit unserem Tanzpartner. Würde uns jemand fragen, wie der Tanz war, würde die Antwort lauten: „Toll – gute Musik, sehr gute Stimmung, etwas zu viele Leute auf der Tanzfläche.“ Auf der Tanzfläche beantwortet der Tänzer die Frage aus seiner Sicht.

Eine ganz andere Antwort würde derselbe Tänzer geben, wenn er das Ganze von einem Balkon aus beobachtet hätte. Vielleicht würde ihm auffallen, dass nicht alle tanzen, dass es bei schneller und langsamer Musik mal mehr, mal weniger Tänzer auf der Tanzfläche hat. Er hat den Überblick über die ganze Situation.

Reflexions-Session im Team einführen

Was hat das mit Organisationen und den heutigen Herausforderungen im Team zu tun? Teams müssen mehr und mehr selbstorganisiert arbeiten. Hierarchien werden abgebaut und die Autorität innerhalb der gesamten Organisation verteilt. Das schafft Verunsicherung. Um selbstorganisiert zu arbeiten, müssen wir erkennen, wer wir sind, was uns ausmacht und wohin wir wollen. Das geht nur über Reflexion in der Gruppe. Als angehende gruppendynamische Trainerin baue ich wenn immer möglich Reflexions-Sessions mit Teams ein. Das Ziel dabei ist es, sich auf eine Metaebene zu begeben und das Einnehmen dieser Perspektive zu üben. Erst das Einnehmen der Balkon-Perspektive ermöglicht es einer Gruppe, psychologische Sicherheit aufzubauen und leistungsfähig zu werden.

Wollt ihr tiefere Einblicke in euer Team und eure Gruppenmuster erhalten? Dann plant regelmässig Reflexions-Sessions ein und widmet diesen einen separaten Slot im Kalender. Am besten lasst ihr sie zu Beginn von einer Expertin/einem Experten moderieren – sie fungieren dabei als Scheinwerfer und Begleiter. Unterscheidet dabei zwischen den zwei folgenden Ebenen:

Auswertung der sachlichen Arbeit

Die sachliche Arbeit steht auf der sachlogischen Ebene im Mittelpunkt. Die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, fokussieren sich auf die Erreichung eurer Ziele.

Mögliche Fragen für die Reflexion auf der sachlichen Ebene:

  • Welche Austauschgefässe wie beispielsweise klassische Sitzungen oder Stand-Ups haben sich bewährt? Sprich: Welche wollen wir einführen, welche abschaffen?
  • Welche Kommunikationsgewohnheiten leben wir, die uns in der Zielerreichung unterstützen? Was wird wie und wann von wem kommuniziert?
  • In welchem Rhythmus führen wir beispielsweise unsere Besprechungen, Stand-Ups durch? Welcher Rhythmus hat sich als förderlich erwiesen? Was lernen wir daraus?

Reflexion über die Qualität der Zusammenarbeit

Im Fokus auf der emotionalen Ebene steht die Art und Weise, wie wir als Gruppe funktionieren. Mehr als zwei Drittel des Gruppengeschehens findet NICHT auf der sachlogischen Ebene statt. Mögliche Fragen für die Reflexion auf dieser Ebene:

  • Wie geht es unserem Team? In welcher Stimmung sind wir gerade?
  • Welche Aspekte von unserem jetzigen Zustand entsprechen den Vorstellungen, die ich/wir von guter Teamarbeit haben? Welche vielleicht noch nicht?
  • Wie zufriedenstellend sind die Beiträge der Einzelnen? Was würde ich mir mehr, was weniger wünschen?
  • Wie erwünscht und wie häufig ist Feedback in unserem Team?

Dabei geht es nicht primär um ein Sammeln von Informationen und Einzelperspektiven. Das Ziel ist es, eine gemeinsame Wahrheit bezüglich eurer Zusammenarbeit durch ein Vergleichen von Selbst- und Fremdwahrnehmungen zu erzeugen. So kann ein authentisches Gespräch über die Zusammenarbeit entstehen. Anschliessend könnt ihr gemeinsam entscheiden, welche der beobachteten Muster ihr beibehalten wollt und welche ihr zugunsten eurer Zusammenarbeit anpassen wollt.

Eine kreative und gleichzeitig sehr effektive Methode, welche das Kreieren von gemeinsamen Wahrheiten ermöglicht, ist Lego Serious Play. Dabei können wir mit den Händen denken und so die seitens Moderation gestellten Fragen mit selbständig erbauten Lego-Modellen beantworten. Die Methode macht Spass und verwickelt euch spielerisch in ein authentisches Gespräch über die Art und Weise, wie ihr miteinander kommuniziert.

Fazit: Meta-Perspektive will geübt werden

Habt ihr die ersten Balkon-Sitzungen gut überstanden, so werdet ihr merken, dass die Party auf der Tanzfläche mit einem Balkon-Abonnement plötzlich noch mehr Spass macht. Fangt an und bleibt dran! Damit die ersten Reflexion-Sessions ihre Wirkung erzeugen, unbedingt folgendes beachten:
– Unterscheide bei deinen Reflexion-Sessions immer zwischen der sachlogischen und der emotionalen Ebene.
– Reflexion braucht vor allem zu Beginn Moderation: Überlasse einer Fachperson, die nicht Teil eures Teams ist, die Moderation eurer Reflexion-Sessions.

Hast du Fragen zur psychologischen Sicherheit oder den Reflexions-Sessions? Oder willst du eine individuelle Einschätzung deines Teams zur psychologischen Sicherheit vornehmen? Ich bin gespannt auf deine Meinung oder Kommentare sowie eure Erfahrungen. Das kann hier im Kommentarfeld sein, via Mail oder bei einem Kaffee im D! Büro in Wiedikon.

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