Employer Brandingcultural fit, Unternehmenskultur, Employer Branding

Cultural Fit: Damit zusammen kommt, was zusammen gehört

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von Christoph Jordi

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Erlebbar, authentisch und transparent – so soll sie sein, die Unternehmenskultur. Diese magische Formel haben alle, die auch nur im Entferntesten mit Employer Branding zu tun haben oft genug gehört. Mit der gut gemeinten Absicht die Unternehmenskultur nach aussen authentisch und transparent erlebbar zu machen, entstehen leider allzu häufig komplett überzeichnete Situationen. Ein Beispiel: Stellen Sie sich ein Bewerbungsverfahren wie aus dem Bilderbuch vor. Die auserwählte Kandidatin wird am Bahnhof abgeholt, nach dem zweiten Gespräch ein Mittagessen spendiert. Sogar der CEO lässt sich blicken. Wirklich beeindruckend. Nur nützt das alles nichts, wenn der Alltag im Unternehmen nicht ebenso zauberhaft weiter geht.

Hochglanzbroschüren sind von vorgestern

Gerade der Bereich Employer Branding arbeitet noch viel zu sehr mit werberischen Mitteln. Hochglanzbroschüren, bis zur Unkenntlichkeit aufgebrezelte Mitarbeitende in Rekrutierungsvideos und ein CEO, der so zugänglich ist, wie die eigene Mutter. Und wenn ein neuer Mitarbeitender nach sechs Monaten Bilanz zieht, welche Versprechungen aus dem Rekrutierungsprozess gehalten wurden, sieht diese düster aus . Vorne hui, hinten pfui: Zwar gelingt die Rekrutierung, aber hohe Frühfluktuation ist die Folge. Bei vielen Unternehmen hapert es mit der konsequenten Einlösung der Employer Value Proposition. Denn der Trend zur transparenten Unternehmenskultur steckt noch in Kinderschuhen. So zeigt die Studie von Best Recruiters im Jahr 2014, dass nur 50% der Unternehmen ihre Werte und Kultur auf der Firmenwebseite kommunizieren. Im Jahr 2015 sind dies bereits 74%. Auch hier lässt die Umsetzung noch zu wünschen übrig. Die üblichen Verdächtigen finden sich auf fast jeder Unternehmenswebsite: Dynamisch, innovativ und menschenorientiert scheint heutzutage jedes Unternehmen zu sein. Ein weiteres Indiz bestätigt den Trend. Tools wie watchado oder cyquest sollen helfen, einen objektiven Massstab zur Bemessung des Cultural Fit anzulegen – anstatt wie bis anhin aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Aber auch hier ist die präzise definierte Unternehmenskultur die Basis. Wenn diese nicht gelebt wird, nützten auch die lustigen und trendigen Social-Recruiting Instrumente nichts.

Auf natürliche Weise zum Cultural Fit

Nach all den Don‘ts hier noch einige Do’s: Nicht werberische Selbstdarstellung ist der Weg, sondern brutale Ehrlichkeit. (siehe dazu dieses Inserat von Ernest Shakleton) Das heisst nicht, dass man die dunkelsten Seiten der Unternehmenskultur ans Licht zerren soll. Doch: was kommuniziert wird soll aussagekräftig und wahr sein. Wenn der CEO wirklich tagtäglich im Unternehmen anzutreffen ist, alle Mitarbeitenden mit Namen kennt und freundlich grüsst, dann los, holt ihn in die Bewerbungsgespräche. Falls dem nicht so ist, sollte man dieses Versprechen besser nicht machen. Denn nichts ist schlimmer, als nicht erfüllte Erwartungen.

Beispiel Unternehmenskultur

Eine Vertriebsfirma für Sportbekleidung hebt auf ihrer Homepage die Sportlichkeit der Mitarbeitenden hervor: Langlauf und Trekking am Firmenausflug, anschliessend ein vegetarisches und glutenfreies Essen bei Hiltl. Ein unsportliches Verkaufstalent fühlt sich von so einer Kultur abgeschreckt. Und das obwohl er im Textilbereich viel Erfahrung hat und von den fachlichen Fähigkeiten her eine Bereicherung wäre. Wir nennen dies den Cultural Unfit. Findet ein Kandidat die Unternehmenskultur unpassend, also einen Cultural Unfit (anstatt Cultural Fit), wird er dem Unternehmen eine Absage erteilen. Trotzdem gewinnen so auf lange Sicht beide Seiten: Auch wenn ein Kandidat viel Potential mitbringt, bleibt die Unternehmenskultur ein entscheidender Treiber. Das Potential braucht eine fruchtbare Umgebung, um sich optimal zu entfalten. Die passende Kultur macht Mitarbeitende leistungsfähiger, motivierter und engagierter. Passt sie nicht, wäre es für beide besser gewesen, wenn sich die Wege schon früher getrennt hätten.

Fazit: Nur Nullen haben keine Ecken

Bislang war das Ziel, die eigene Unternehmenskultur perfekt zu inszenieren – egal für welchen Adressaten.  Mit dem Anspruch an einen Cultural Fit ändert sich diese Darstellungsweise jedoch grundlegend. Das Unternehmen soll seine Eigenheiten zeigen, damit ein potentieller Mitarbeitender den persönlichen Cultural Fit einschätzen kann – damit schlussendlich zusammen kommt, was zusammen gehört.

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